• Potential

    Potential

    Als Lerncoach teile ich nicht die Haltung vieler Kollegen, die – zumeist – auf Gymnasien unterrichten: wer nicht ihrem Bild von Elite entspricht, gehört da nicht hin.

    Einer meiner neuen Schüler erzählte mir gerade erst wieder, dass er von seinem Geschichtslehrer auf dem Gymnasium unter jede Arbeit den Kommentar geschrieben bekommen hat, sein Deutsch sei nicht gut genug für die Hochschulreife und er solle die Schule verlassen.

    “Alles falsch gemacht, lieber Kollege”, kann ich dazu nur sagen, denn der Jugendliche, der vor sechs Jahren aus der Türkei nach Deutschland kam, kann sich sprachlich perfekt ausdrücken. Und wenn er das kann, dann hat ihm einfach jemand zu wenig Hilfestellung gegeben, diese Fähigkeit im Schriftlichen genauso umzusetzen. Stattdessen wird er demotiviert. Am Ende verlässt ein sehr motivierter, lernwilliger, wissbegieriger und cleverer junger Mann das Gymnasium und geht dem Gesellschaftssystem als hochqualifizierte Fachkraft (erstmal) verloren. Ein 17jähriger, der jeden Tag die Zeitung liest, weil es ihn interessiert…! Hätte er mich vorher getroffen, hätte ich ihm ein paar Techniken gezeigt, wie man solche Lehrer austrickst!

    Es macht mich wütend, dass Deutschland so viel Potential verschenkt. Und ich finde es traurig, dass Eltern für meine Leistung zahlen müssen, weil nicht alle Lehrer so sind wie ich. Gleichzeitig freue ich mich, wenn das der Weg ist, das System und seine Vorurteile auszutricksen und die cleveren Menschen, die nicht dem Bild der Elite entsprechen (weil es Mädchen sind, weil es Rabauken sind, weil sie ein Kopftuch tragen, weil ihre Eltern Arbeiter oder einfach Angestellte sind, weil sie einen unaussprechlichen Nachnamen haben, weil sie ADHS haben,weil, weil, weil…) zu einem sehr guten Bildungsabschluss zu bringen!

    Ich freue mich über jeden von ihnen.

  • Done Liste

    Done Liste

    Als Lerncoach ist es mir nicht nur wichtig, Hilfestellungen bei Lerntechniken zu geben, sondern auch dabei, die eigenen Erfolge sichtbar zu machen.

    Üblich sind bei uns To-Do Listen, die einem zeigen, was man alles noch nicht geschafft hat. Natürlich helfen sie dabei, die noch anstehenden Tätigkeiten zu strukturieren und den Überblick zu behalten. Gleichzeitig können sie einen auch unter Druck setzen und den Stressfaktor erhöhen, vor allem wenn viele unangenehme Aufgaben darauf zu finden sind oder auch einfach so viele Aufgaben, dass man das Gefühl hat, sie nicht alle abarbeiten zu können.

    Wenn man dann eine Aufgabe erledigt hat, wird dieser Punkt auf der To-Do Liste oft auch noch durchgestrichen.

    Ich empfehle eine Done-Liste, auf der man alles auflistet, was man geschafft hat. Wenn man sieht, was man am Tag alles schafft, hilft es einem dabei, in eine positive Denkspirale zu kommen. Dabei kommt es auch auf die Formulierung an.

    Wenn man einfach nur schreibt, dass man eine wichtige E-Mail endlich abgeschickt hat, klingt das nicht nach besonders viel. Wenn man aber aufschreibt, dass man das erreicht hat, nachdem man 8 Stunden gearbeitet und mit den Kindern Hausaufgaben gemacht hat, dann entspricht es auch mehr der Leistung, die dahinter steht. Ein anderes Beispiel wäre, dass man 30 Minuten gelernt hat, nachdem man 8 Stunden Unterricht hatte und anderthalb Stunden beim Sport war.

    Und was hast du heute geleistet?

  • Lernort

    Lernort

    In der Fachschule für Sozialpädagogik lernen angehende ErzieherInnen, dass der Raum eine besondere Rolle bei der Erziehung und der Wissensvermittlung spielt. Leider setzen wir selbst diese Erkenntnisse in der Schule nicht um. Klassenräume sind keine Wohlfühlorte.

    Als Lerncoach begleite ich Lerner auch dabei, wenn es darum geht, den Lernort so umzugestalten, dass man ihn gerne betritt. Dabei bin ich nicht der Ansicht, dass ein besonders aufgeräumtes Zimmer immer gleich die beste Lösung sein muss. Es kommt darauf an, was die Person inspiriert. Wenn jemand gerne malt, kann es sinnvoll sein, dass an der Wand, auf die er sieht, eigene Bilder hängen, mit denen er besonders positive Assoziationen verbindet. Das trägt zu einem guten Gefühl bei und man meidet den Platz, den man zum Lernen ausgesucht hat, nicht mehr.

    Eine andere Person schaut vielleicht gerne auf Blumen, eine dritte ist am liebsten von gesammelten Souvenirs umgeben oder muss seine Ziele aufschreiben und aufhängen. Es geht darum, herauszufinden, was die individuell richtige Gestaltung ist.

    Ich lerne zum Beispiel am Schreibtisch meines Uropas, was ich ganz großartig finde. Die Wand daneben habe ich mit vielen, für mich schönen, Bildern und Zitaten dekoriert und in der Mitte hängt eine Flowmap, auf der ich meine To Dos eintrage und abhake, wenn ich sie erledigt habe. Mein Tipp an dieser Stelle ist, dafür masking tape zu verwenden. Das ermöglicht es mir, Bilder schnell abzuhängen oder zu ändern, ohne dass Spuren auf der Wand zurückbleiben.

    Was inspiriert und animiert dich zum Lernen?

  • Rechtschreibung

    Rechtschreibung

    Lerncoaching, wie es bei mir stattfindet, hat auch zum Erlernen der richtigen Rechtschreibung einen etwas anderen Ansatz, als er in Schulen vertreten wird.

    Vielleicht erinnerst du dich noch an eine Deutscharbeit, die komplett von oben bis unten rot angestrichen war? Vielleicht ist es ja auch noch gar nicht so lange her, dass du eine solche zurückbekommen hast? Erfolge sehen anders aus und da hilft es auch nicht, wenn die Lehrer den Rotstift durch einen grünen Stift ersetzen. Niemand ist motiviert, sich damit hinzusetzen und seine Fehlerquellen zu korrigieren.

    Als Deutschlehrerin arbeite ich mit meinen Schülern, indem ich ihnen in jeder Zeile, in der sie einen Fehler gemacht haben, mit Bleistift einen Strich an den Rand mache. Danach müssen sie selbst überlegen, was sie falsch geschrieben haben. So werden sie darauf trainiert, ihre eigenen Fehler zu erkennen. Bei Schülern, die noch sehr viele Fehler machen, erleichtere ich ihnen die Suche, indem ich ein Z für einen Zeichenfehler, ein R für einen Rechtschreibfehler und ein Gr für einen Grammatikfehler an den Rand schreibe. So kommen sie schneller darauf, was sie verbessern müssen. Bei jedem richtig erkannten Fehler wird aus dem Strich ein Haken. So wird der Fehler zum Lernanlass und zur Quelle für Erfolge.

    Ich möchte ein Bewusstsein für die Ursachen von Fehlern schaffen und Wege zeigen, wie man diese vermeiden kann. Wer feststellt, dass er seinen Fehlerindex aus eigener Kraft verringert hat, ist stolz auf sich und motiviert, in Zukunft noch weniger Fehler zu machen!

  • Nicht aufgeben

    Nicht aufgeben

    Als Lerncoach bin ich immer wieder überrascht, wie schnell die Menschen sich selbst aufgeben.

    Da ist zwei Mal etwas daneben gegangen oder nicht auf Anhieb perfekt geglückt und dann wird es nicht weiter versucht. Lieber sagen Menschen selbst Dinge über sich wie, „ich bin zu doof dafür“ oder „ich kann das nicht“, als es ein drittes, viertes und fünftes Mal zu versuchen – oder einfach die Lerntechnik zu ändern.

    Ich sage dann immer nur, dass ich ja froh bin, dass wir alle als Babys sehr viel mehr Mut, Willen und eine höhere Frustrationstoleranz hatten – oder was denkt ihr, wie oft ihr auf den Hintern oder die Nase gefallen seid, bis ihr richtig gut laufen konntet? Was meint ihr, wie oft ihr Worte falsch ausgesprochen habt, bevor ihr fließend eure Muttersprache beherrscht habt?
    Und jetzt traut ihr euch nicht, in einer Fremdsprache zu reden, weil euch eure Fehler peinlich sind?

    Warum eigentlich?

  • Liebe Mathematik

    Liebe Mathematik

    Lerncoaching kann helfen, mit alten Feinden Frieden zu schließen.

    Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Menschen zum Beispiel die Mathematik nach eigenen Angaben hassen.
    Wie kann man etwas hassen, das dafür sorgt, dass Architekten berechnen können, wie Gebäude gebaut werden, ohne über unseren Köpfen zusammenzubrechen?
    Warum finden es Schüler doof, dass sie nachrechnen können, ob ihre Eltern ihnen auch tatsächlich den vollen Satz an Taschengeld ausgezahlt haben, oder ob sie übers Ohr gehauen wurden?

    Ich zum Beispiel mag die Mathematik, weil sie sich nicht so schnell durch irgendetwas erschüttern lässt. Wenn man den Satz des Pythagoras einmal gelernt hat, kann man sich sicher sein, ein Wissen zu haben, das Bestand hat. In der Politik muss man (spätestens) alle vier Jahre neue Namen von Bundesministern lernen, in den Naturwissenschaften gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, die das mühsam Erlernte überflüssig machen und selbst die Rechtschreibung wird durch Reformen immer wieder verändert.
    Danke also liebe Mathematik, dass du so konstant und verlässlich bist!

    Und warum liebst du die Mathematik?

  • Namen lernen

    Namen lernen

    Die Sommerferien sind vorbei, die Schule beginnt und wieder stehen viele unbekannte Menschen voreinander und müssen sich kennen lernen. Und wieder hört man von allen Seiten den Spruch „Ich kann mir halt keine Namen merken“.

    Ich würde ja sagen, ihr habt einfach nicht die richtige Lerntechnik.

    Dabei vermitteln unzählige Bücher von Gedächtnismeistern einem eine einfache Methode. Ich habe mir zum Beispiel den Namen einer Schülerin (Samanta – deutsch ausgesprochen), die lange, dunkle Locken hatte, gemerkt, indem ich das Brückenwort „Samthaar“ mit ihren Haaren verbunden habe. Wenn ich sie (und ihre Locken) dann gesehen habe, musste ich an Samthaar denken und hatte schon die ersten drei Buchstaben von Samanta.

    Bei einer anderen Schülerin war es etwas komplizierter. Sie hieß Phyllis. Phyllis trug praktischerweise ein Kopftuch und bei dem Namen Filiz muss ich an die amerikanische Stadt Philadelphia denken. (Fragt mich nicht, warum. Assoziationen sind nicht immer sinn- aber immer wirkungsvoll). Also habe ich mir die Geschichte ausgedacht, dass dieses Mädchen aus Philadelphia kommt und weil es da so kalt ist, immer ein Kopftuch trägt. Im Umkehrschluss musste ich bei dem Kopftuch dann immer an Kälte und Philadelphia denken und war so ganz schnell bei dem Namen Phyllis.

    Etwas Übung macht die Meisterin und mittlerweile brauche ich diese Hilfestellungen gar nicht mehr. Den Namen des Verkehrsministers Ramsauer habe ich mir gemerkt, indem ich diesen Namen in meinem Kopf mit seiner sehr ausgeprägten Nase verbunden habe (achtet mal drauf, die ist echt sehr markant). Bundesminister eignen sich übrigens super, um das Lernen von Namen zu üben. Viel Spaß dabei!

    P.S.: Und es lohnt sich, denn es gibt keinen schnelleren Weg, seine Wertschätzung für einen anderen Menschen auszudrücken, als sich sofort seinen Namen zu merken.