Pubertät

Pubertät

In der Pubertät durchlebt ein Jugendlicher eine biologische Rundumerneuerung. Keine leichte Phase für Pubertierende, aber auch für deren Eltern und Lehrer. Zuhause gibt es Streit, weil rationales, vorausschauendes Denken in weite Ferne rückt und in der Schule werden die Nerven der Lehrer auf eine Zerreißprobe gestellt, weil die Aufmerksamkeitsspanne ungefähr der einer Fliege gleicht.

Dabei handelt es sich nicht (nur) um Trotzreaktionen der Jugendlichen, sondern um Umbauprozesse im Gehirn, die dieses Verhalten einleuchtend erklären.

Während der Pubertät finden zwei Arten von Umbauprozessen – einmal in der grauen und einmal in der weißen Substanz.

In der grauen Substanz findet ein Tuning statt. Es werden überflüssige Nervenverbindungen abgebaut, nach dem „Use it or loose it“-Prinzip. Gebrauche ich Synapsen nicht, sind sie für mich wohl überflüssig und werden gekappt. Die häufig gebrauchten Verbindungen hingegen werden gestärkt.

Der biologische Sinn davon ist, das Gehirn effizienter arbeiten zu lassen und eine große Plastizität (Anpassungsfähigkeit) zu ermöglichen. Das kommt uns vorallem beim Lernen zu Gute.

Erwirbt ein Kind seine Muttersprache, braucht es zunächst ganz viele Nervenverbindungen, da viele verschiedene Hirnareale am Spracherwerb beteiligt sind. Beherrscht man später die Muttersprache ist es aber effizienter, wenn man dafür nur noch ein kleines Netzwerk besitzt.

Die Veränderungen in der grauen Substanz werden auch „Pruning“ genannt. Ein Wort, das den Umbauprozess sehr schön verbildlicht. Es wird im englischen nämlich für das Zurechtschneiden von Obstbäumen, quasi den Gehölzschnitt, genutzt.

Im Gegensatz zur grauen Substanz entwickelt sich die weiße Substanz kontinuierlich. Nervenfasern werden mit fetthaltigem Myelin umhüllt, um die Fasern zu isolieren. Dieser Prozess dient der Optimierung der Impulsweiterleitung. Nervenimpulse können schneller weitergeleitet werden und entfernte Hirnareale können schneller und besser miteinander kommunizieren.

Das Areal der Sprache reift im jugendlichen Gehirn als Erstes nach. Erst am Ende der Pubertät entwickelt sich der präfrontale Kortex, also der Bereich, der für rationales Denken und Planen und die Regulierung von Aufmerksamkeit zuständig ist. Dieses späte „Tuning“ erklärt die Konflikte mit Eltern und Lehrern in dieser Zeit.

Vielleicht kommen Sie mit diesem Hintergrundwissen etwas gestärkter und beruhigter durch die Phase des Heranwachsens Ihrer Kinder.

Und wenn Sie keine Lust mehr auf Diskussionen mit Ihrem Kind haben, nachdem Sie jetzt wissen, dass diese nicht offen sind für logische Erklärungen: Im Lerncoaching können Lerntechniken vermittelt werden, welche das Potential der Jugendlichen (die Sprache) aufgreifen!

Laura-Sophie Usinger

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